Wir haben dieses "Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt" zum allgemeinen Motto gemacht. Folge: Wir befassen uns mit Kleinkrieg jede gegen jeden. So richtig "Spaß" macht das im Grunde jedoch nicht.
Empathie und Suche nach praktikablen Lösungen würde uns in 90% der Fälle weiterführen - und alle hätten etwas davon.
Das ist auch eine Strategie der rechten
diese Trigger Punkte also Auslöser besonders zu bedienen um Kompromisse zu verhindern und einen Konflikt zu erzeugen
@WolfgangFeist ja, leider ist das nicht mehr der Fall. Die aktuelle Polarisierung macht es unmöglich. Wir sind biologisch dazu verdammt auf Menschen die wir als in-Group sehen empathischer zu reagieren wie zu Menschen der out-group. Je mehr unsere Gesellschaft in voneinander getrennte Gruppen zerfällt desto mehr macht sich das bemerkbar
@escamoteur@WolfgangFeist
ja ja, "biologisch verdammt", die guten alten Steinzeitmenschen in uns allen, immer...
Moment, war da nicht irgendwas mit "Kultur"? Verdammt, was war das denn nochmal...
Das ist genau der Schlüssel: Wie wir uns verhalten, ist in hohem Ausmaß von der Kultur abhängig, in der wir leben. Wie wir das ausgestalten, entscheiden wir als Gesellschaft.
Und, ja, so irgendwann um 1975-1988 sind da einige Gesellschaften 'falsch abgebogen', wofür sie sozialdarwinistisch verkürzte und fehlinterpretierte Sichtweisen missbraucht haben.
Allerdings: Die Grundzüge davon wissen Anthropologen schon lang: Es gibt ein breites Spektrum unterschiedlicher Naturgesellschaften, Menschen sind in hohem Maß "prägbar".
Die Erkenntnisse zur Neurologie machen jetzt klarer erkennbar, woran das liegt.
@WolfgangFeist@juniperus Was bisher jedoch noch nicht so klar war denke ich wie sehr unsere Biologie auf Trennung zwischen in-Group und out-group optimiert ist, siehe unterschiedliche Wirkung von Oxitozin
Ja: Ich gebe aber zu, dass ich dazu immer schon einen "Verdacht" hatte. Ich habe da in meinem Leben zahlreiche Beispiele erlebt.
Und da ist dann auch ein Weg zu entscheidenden Lösungsansätzen: Dieses "Sei einfach Mensch" ist der Kern: ALLE Menschen als Teil der in-Group ansehen.
(Jetzt weiß ich auch, warum mich die "Spalter-Mentalität" so triggert - das ist der Ansatz für die in-Group-Definition: 'Arbeiter' gegen 'Bourgeois ', 'Katholik' gegen 'Orthodox', ...)
@WolfgangFeist@juniperus genau, das heißt aber auch es ist keine Lösung nur Toleranz zu anderen Gruppen zu predigen, man muss die die trennenden Grenzen aufheben
Toleranz ist immer dann gut, wenn die "andere" Haltung tolerierbar ist. (Wer bestimmt das jetzt? Ich denke, die weltweit anerkannten Menschenrechte sind da bereits eine gute Basis).
Und wenn sie das nicht ist: "Dann müssen wir reden." (Im genauen Sinn der Worte).
@WolfgangFeist@juniperus ok, war missverständlich. Ich meinte damit, dass Toleranz aber getrennt nebeneinander leben nicht ausreichen wird um Vorurteile abzubauen
Kurzstory dazu: Als ich 1998 erstmals durch die USA reiste, fiel mir auf, wie geradezu absurd diametral einige Grundparadigmen der verschiedenen Gruppen waren, auf die ich da traf. Ich dachte mir: "Wenn die das nur voreinander wüssten, es wäre Krieg". Jetzt bricht das immer mehr auf - und, genau richtig, die "Anderen" abschreiben und entmenschlichen führt NICHT zu einer Lösung - sondern zum Krieg mit immer mehr eskalierenden Exzessen.
@WolfgangFeist@escamoteur
das ist eine so wichtige Story - die im Blick auf dahinter liegende Ideen gar nicht "kurz" ist.
Toleranz in Kombination mit "nebeneinander leben" dürfte ein Erfolgsmodell der menschlichen Geschichte sein, wenn man sich globale Migrationsbewegungen und (Handels-)Beziehungen der letzten Jahrtausende anschaut oderzumindest das Wenige, das wir im Moment annehmen dürfen.
Trennende Grenzen wird es immer geben, bereits auf individueller Ebene, und der Mensch hält das aus.
Und nochmal anders reflektiert: Die Menschen, ihre Besonderheiten, ihre Eigenheiten - werden IMMER toleriert. Ein Übergriff (Mensch schadet anderen) NIEMALS.
Das kann an vielen, vielen Beispielen in der Praxis geübt werden. (Ist aus meiner Sicht eine andere Formulierung des Kant'schen Imperativs).
@WolfgangFeist@juniperus ja und nein, ich glaube nur zu wissen, dass die andere Gruppe mir nicht schadet reicht nicht aus. Es benötigt viel persönlichen Kontakt zwischen unterschiedlichen Gruppen um gar nicht erst die Amygdala zum Zuge kommen zu lassen.
Ist ja oft genug belegt, Menschen die den wenigsten Kontakt zu Ausländern haben sind haben mehr Vorurteile als solche die persönlichen Kontakt haben
Das lese ich aus dem Vortrag genau anders: Die Kultur prägt stark die praktisch wirksame Reaktion auf den neuronal (&eben genetisch) geprägten "Alarmablauf".
Wir reagieren offenbar ALLE im Kurzschluss(schlimm genug). Aber: WAS der dann auslöst, hängt sehr stark davon ab, was wir für so einen Fall gelernt und trainiert haben.
Wenn die Kultur "Hau drauf und Schluss" zur Standard-Reaktion erhebt reagieren wir anders als wenn wir "stay calm &think" trainieren.
@WolfgangFeist Kommt darauf an. Ich versuche ständig, mich in andere Positionen einzufühlen. Das hat hin und wieder zur Folge, dass ich meine Meinung eben nicht eindeutig zuordnen kann. Was einige Menschen sehr irritiert. Aber es gibt bei mir Grenzen. Ich werde keinen Faschisten entschuldigen, weil er eine traurige Kindheit hatte. Mir fehlt es auch absolut an Verständnis, wenn einer eine Millionen teure Villa und einen Porsche besitzt, aber arme Kinder übersieht. Unmoral geht gar nicht.
@WolfgangFeist absolut richtig 👌
In den Momenten, in denen du dich in anderen Menschen wiederfindest, weil du beginnst zu akzeptieren, verlierst du ja nichts, eher das Gegenteil ☝️😊